ichlebeanderenicht 1. (Literarische Dimensionen der Thanatologie 12.06.2021)
Wenn wir uns ansehen
Bluten unsere Augen
Spanisches Stierblut
Stierflut
Also ich muss woanders hinsehen
Mich nicht allzu sehr der Wirklichkeit
Einer Welt auszusetzen die im Grunde
Genommen nichts als das
Nichterlebbare ist
Die unsere
Echte Wirklichkeit frisst
Dann frage ich mich noch warum
Das Gewicht meines Fleisches nicht mehr
Spürbar ist
Spürbar isst wenn
Wir uns ansehen
Bluten unsere Augen
Spanisches Stierblut
Stierflut
Woher dieses Blut kommt weiß ich nicht
Denn Fleisch habe ich nicht mehr
Kilolos grammlos und stierlos schwebende
Flüssigkeiten das bin ich
Körperflüssigkeiten die über meiner
Dreckigen Matratze ineinanderfließend levitieren und
Darauf warten in dich hineindringen zu
Dürfen
ichlebe 2. (Literarische Dimensionen des Schwindens 01.11.2020)
Es gibt
Nichts mehr
Was schwinden
Könnte.
Also übernehmen.
Selbst schwinden.
ichlebe 1. (Literarische Dimensionen des Todes 18.10.2020)
Kurze Schübe des Todes durchzucken mich
Immer wenn du auftauchst
Kurze Schübe des Todes teilen mit mir mit
Ich lebe
Plötzlich schießen meine
Gedankengänge ins Unerwartete
Plötzlich schießt mein Sperma ins
Unerwartete
Das mag ich wenn ich etwas lenken kann
Lenken
ins Unerwartete
ins Unfertige
Im Unfertigen zu sein ist so viel besser
Als im Fertigen
Die Leerstellen zu spüren sie mit
Mir selbst abfüllen
Kurze Schübe des Todes teilen mit mir mit
Ich lebe
ichwill 1. (Literarische Dimensionen des Glücks 18.10.2020)
Ich
will
verdammt
nochmal
ein
Mensch
sein
der
sich
selbst
anlügt
und
es
nicht
merkt.
Glück.
Du warst älter als ich der Schnitter
Schon schwindend aber
Nichts ist schöner als die schwindende Schönheit
Als der Verfall des Schönen einer Frau
Nichts ist schöner als die Schönheit
Wenn sie schon kämpfen muss
Um schön zu bleiben
Das kämpfende Schöne in dir
Sie habe ich geliebt
Schnitterlied III. (Literarische Dimensionen der Erinnerung 09.08.2020)
Meine innere Sonne die leuchtender als
All die anderen Sterne scheint
Erleuchtet aber nichts
Weil sie eine innere Sonne ist
Die niemals einen Schatten warf
Weil sie der Schatten ist
Dein Schatten
Dein brennender kosmischer Schatten
Es ist ein Schnitter er heißt Tod
Der niemals einen Schatten warf
Weil in seiner Nähe alles verbrannte
In der Nähe dieser Sonne
In der Nähe meiner inneren Sonne.
Dreh (Literarische Dimensionen des Protokolls I. 10.05.2020)
Ich spüle dein Geschirr.
Aber.
Du musst währenddessen
Deine Musik spielen.
Und rauchen.
Während du singst
Will ich Tabak riechen.
Die Szene wird als
Schwarzweißfilm gezeigt.
Wie ein Traum mit langen Schnitten
Wie in Achteinhalb von Fellini.
Mit kurzen Einschnitten
Aus unserer Kindheit.
Geruch von verschwitzten Kindern.
Pflaumenbäume.
Eine abgemagerte Katze
Ohne Schwanz.
Ich mache einen kleinen
Teller kaputt beim Spülen.
Ein Schnitt in den Finger
Aber kein Tropfen Blut.
Erst dann fängt an das Blut zu strömen
Wenn du aufhörst zu singen.
Ein schöner Sonntag.
Beides (Endlieder XXVIII. 28.01.2020)
Ich habe das Recht
Dich zu hassen.
Und weißt du warum?
Weil ich dich liebe.
An J.L.B. und M. (Endlieder XXVII. 27.01.2020)
Ich denke, dass die
Menschen eine Liebe hätten
Erfinden sollen in der
Niemand gewinnt oder
Verliert.
Blaue Beine (Endlieder XXVI. 21.01.2020)
Dein Blut wurde immer dünner und dünner am
Ende lieferte es mich nicht mehr zu deinem
Herzen hin
Und so
So wendete ich alles nach innen
Ich wollte niemanden außen verletzen
Jeden Schmerz nach innen
Und nicht nach außen
Ich verletzte mich selbst
Und niemals dich
Niemals
Ich bin der wahre Künstler des Selbstauffressens
Denn das Antlitz dieser Liebe übertraf die
Kühnsten Vorstellungen
Dann endete sie sich
Dann verbotest du die Strömung des Blutes
Dann durch Raum und Zeit zu ficken bis die
Decke abhebt heißt es in diesen Fällen
Aber ich konnte nicht
Der Fick war bei mir
Aber ich war bei dir
Der Fick langweilte sich alleine
Und ging wieder
Und ich war froh dass er ging
Und ich war nur bei dir
Bei der Frau mit dem flüsternden dünnen Blut
Bei der Frau mit den blauen Beinen.
09.01.2020 14:02 Büro (Endlieder XXIV. 09.01.2020)
Ich war längst kein Mensch mehr
Du darfst Menschen verlassen aber
Nie einen der kein Mensch mehr ist
Denn das ist erbarmungsloser als Mord
Du Glück Du (Endlieder XVI. 27.12.2019)
Das glückliche Leben
Ist mir in die Wiege gelegt worden
Zu zweit war sie aber zu eng gewesen
Also ich sprang aus der Wiege heraus
Und fing an zu kämpfen
Hahaha
In der Kanalisation Stuttgarts (Endlieder XIV. 21.12.2019)
Diese Tänzerin blies mir
Einen vor zwei Wochen
Sie hasst mich
Denn
Ich hatte ein Gedicht
In mir
Sie schmeckte das Gedicht
Über dich
An mir
Das Gedicht das ich jedem Kinde in mir
Das niemals geboren werden kann
Tagtäglich vorlas
Damit sie dich die Mutter die sie niemals
Haben werden kennen lernen konnten
Kleine Pause
Aber
Am Ende spritze ich ihr doch das ganze
Gedicht über dich in ihren Mund
Ich weinte
Weil ich dich will
Sie weinte
Weil sie schmeckte dass ich dich will
Aber
Sie schluckte es
Sie verdaute es
Es verließ ihren Körper
Und
Seitdem ist ein Gedicht über dich in der
Kanalisation Stuttgarts.
Wahnsinn (Endlieder XI. 08.12.2019)
Ich war schon immer Wahn-sinnig
Wo auch immer der Wahn ist
Dort sinne ich
Denn die Sinne sind dort.
Lithium (Endlieder X. 07.12.2019)
Ich müsse Lithium nehmen sagte mir meine Therapeutin
Ich müsse eine Lithiumtherapie machen weil
Ich es nicht wage
In die Dunkelheit meines Inneren zu blicken
Ich berühre sie
Die Dunkelheit meines Inneren
Sie hat die Haptik deines Oberschenkels
Jenseitiger Sammet mit dem der Schöpfer das
Augenlicht verstorbener Götter verschleiert
Ich rieche sie
Die Dunkelheit meines Inneren
Sie hat den Duft deiner Schulter deine Schulter
Deren Struktur und die Bewegung die sie ausführt
Die Erhabenheit antiken Marmors ermüdet
Ich höre sie
Die Dunkelheit meines Inneren
Sie hat die diabolische Stille des Verscheinens
Das nur auf der dunklen Seite des Mondes zu
Hören ist wo die Lithiumminen sind
Ich liebe sie
Die Dunkelheit meines Inneren
Ich sehe sie
Mit meinen erloschenen Augen
Ich liebe sie
Weil ich es nicht wage
In die Dunkelheit meines Inneren zu blicken.
Amsel (Endlieder VIII. 24.11.2019)
Ich habe jede Nacht eine Verabredung
Mit dem Tod
Der kommt mit einem Lärm
Der das Leben in mir erweckt
Das ist mein
Sein zum Tode
Heidegger liest den Tod
Der Tod liest Heidegger
Er kommt wegen einer Amsel
Und mir zuliebe
Mich zu beschwichtigen
Er der Tod ist fett
So fett wie Hamlet
Sei still mein Schatz
Sagt er zu mir
Halte dein Herz still
Dann siehst du die Frau nicht
Dann siehst du sie nicht mehr
Dann sehen wir uns
Dann sehen wir uns bald
Für immer
Für immer
Aber ich kann mein Herz
Nicht still halten
Sage ich zu ihm
Eine kleine stumme Amsel
Hat sich dort eingenistet
Und sie lernt das Singen
In meinem nie ruhenden biederen Herzen
Hat sie sich eingenistet
Ich befürchte ich muss
Ewig leben
Für immer
Für immer
Ich nehme deine Amsel
Auch mit sagt der fette Tod
Die Amsel nimmst du
Niemals mit sage ich zu ihm
Und ich weiß die Frau du stehst
Schon vor der Tür
Ich warte
Für immer
Für immer
Sagt der Tod zu mir
Ich mache die Tür auf
Du steckst deinen Finger
In meinen klaffenden Brustkorb
Hinein du ungläubiger Thomas
Und schaust mich mit
Deinen Atlantis-Augen an
Und ich reiche dir mein Herz
Das so vehement pocht wie
Ein winziges Amselherz
Sage dir du bist zeitlebens
Für mein Herz für die
Amsel verantwortlich
Und an dem Tag wenn
Sie zu singen beginnt
Komme ich wieder
Aber jetzt habe ich eine Verabredung
Mit dem Tod
Der mit einem Lärm kommt
Der das Leben in mir erweckt
Für immer
Für immer
Aber ich komme noch
Und hole dich
Und dein Herz
Und mein Herz
Und die Amsel
Und das Singen
Für immer
Für immer.
Deinetwegen (Endlieder VII. 13.11.2019)
Ich
Muss
Nicht
Besonders
Häufig
Zum
Arzt.
Denn
Ich
Habe
Ausschließlich
Unheilbare
Krankheiten.
Deine Atlantis-Augen (Endlieder V. 30.10.2019)
Ich kam dem völlig Undenkbaren so nahe
Ich kam deinen Lachfalten so nahe gefaltet für
Mich persönlich ich labte mich an der
Meisterhaften Architektur dieser Bauten
Am Strebewerk deiner Atlantis-Augen
Es ist zu spät zu sagen dass ich dich noch
Es ist zu früh zu sagen dass ich dich nicht mehr
Ich habe gelesen dass häufiges Lesen die
Lebenserwartung steigere
Seitdem lese ich nichts mehr
Schreibe aber lese nicht
Auch diesen Text nicht
Ich weiß nicht was hier steht
Deine Worte würde ich lesen aber jetzt
Ich gehe zum Vergangenheitsreparierer
Und lasse ich mich in deinen Erinnerungen
Reparieren
Ich war doch gut
Wirst du es denken
Irgendwann
Denkst du nicht?
Ich will mich in dir umsehen
Was sind die Regeln hier in deinem Brustkorb?
Aha dann verstoße ich dagegen
Wir kamen dem völlig Undenkbaren so nahe
Alle werden auf deinen zerbrechlichen Schätzen
Nur brüsk rumtrampeln
Die haken dir deine Atlantis-Augen aus und du
Wirst mich nie mehr sehen können.
OP (Endlieder III. 13.10.2019)
Ich bewundere dich
Bzw.
Beziehung? Keineswegs.
Ssss
Weise? Bin ich auch nicht.
Bzw.
Deine zerstörerische Macht,
Die die anhaltende Erosion meines Lebens dirigiert,
Concerto meines Verwesungsgeruchs.
Aber.
Es gibt eine neue Methode. Eine OP.
Die Speiseröhre mündet direkt ins Herz.
Ich schlage heftig gegen mein Brustbein.
Ich spucke wie Bukowski. Besser sogar.
Ich warte wie Beckett. Länger sogar.
Ich schlage noch heftiger gegen mein Brustbein.
Aber.
Du kommst nicht raus.
Es gibt nur den Geruch des Herzens.
Tag 9 gibt es oft (Liebesmechanik 24.03.2019)
Die Himmelsmechanik wird
Irrtümlicherweise am Himmel beobachtet
Nur
Weil das Wort Himmelsmechanik das Wort Himmel beinhaltet
Nur
Der Nabelmond
Muss geküsst werden
Ich fröne meiner Nabelmondsucht
Weil ich dich weiß
Der Nabelmond
Muss geliebt werden
Die Himmelsmechanik ist ein Wort für jene
Die dich nicht wissen
Für jene die in der Liebesmechanik verbunden sind
Gibt es keinen Abschied habe ich mir sagen lassen
Liebesmechanik
Leibesmechanik
Die Liebesmechanik wird
Korrekterweise in dir beobachtet
Nabelmond am Bauchhimmel
Deine Milchhaut
Muss geküsst werden
Ich fröne meiner Mondsucht
Weil ich dich weiß
Ich weiß deinen Nabelmond am Bauchhimmel
Dieser Nabel des Universums
Muss geküsst werden
Ich fröne meiner Nabelmondsucht
Weil ich dich weiß
Für mich der mit deiner Liebesmechanik verbunden ist
Gibt es keinen Abschied habe ich mir sagen lassen
Tag ±21 (Musemathematik 27.02.2019)
Suppono in limine Planum quodlibet quafi ex infinitis
Lineis parallelis conflari
So
Zum Anfang nehme ich an, dass jede flache Figur aus unendlich
Vielen parallelen Linien zusammengesetzt ist
So
Es gibt die Welt
So
Die Welt ist die Figur
So
Die Welt ist der Begriff der parallelen Linien
So
Die Welt ist der Begriff des unendlich Kleinen
So
Außerdem außer dieser Welt
So
Gibt es
Es gibt
Es gibt eine
Es gibt eine Frau
Zum Anfang nehme ich an, dass diese Frau aus unendlich
Vielen parallelen Lieben zusammengesetzt ist
Diese Frau ist aus unendlich vielen Welten zusammengesetzt
Diese Frau ist aus unendlich vielen Figuren zusammengesetzt
Diese Frau ist aus unendlich vielen Begriffen zusammengesetzt
Diese Frau ist unendlich viel
So
Diese Frau ist der Begriff der unvollständigen Unendlichkeit